Bi-akademischer Austausch

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Am 18. Oktober 2022 haben sich Senatsmitglieder der SAMW und der Académie Nationale de Médecine (Frankreich) virtuell ausgetauscht. Die Themen, die von je einer Expertin oder einem Experten pro Land präsentiert und anschliessend diskutiert wurden, waren die Lehren aus der Covid-19-Pandemie, die Medizin von morgen und das Lebensende.

Die französische Infektiologin Anne-Claude Crémieux und Marcel Tanner, Präsident der Akademien der Wissenschaften Schweiz, leisteten während der Covid-19-Pandemie viel Aufklärungsarbeit in den nationalen Medien, um die Besonderheiten dieser Krankheit zu erklären und immer wieder neue Fragen zu beantworten. Sie waren auch unmittelbar dabei, die Entwicklung der Beziehungen zwischen Politik und Wissenschaft zu verfolgen bzw. diese zu gestalten. Nach und nach haben beide Seiten ihre Rolle gefunden: Die Wissenschaft liefert Erkenntnisse, räumt aber auch ihre Unsicherheiten ein, während es Aufgabe der Politik ist, zu entscheiden und zu handeln.

 

Antoine Geissbühler und Bernard Norlinger, beide Experten im Bereich eHealth, sprachen über die Chancen und Grenzen der künstlichen Intelligenz. Sie betonten die Wachsamkeit als Grundprinzip und die Notwendigkeit, Gesundheitsfachkräfte und Bevölkerung zu schulen. Zudem forderten sie dazu auf, ein Verfahren zur Prüfung von Algorithmen zu etablieren, und sich auf tiefgreifende Veränderungen in den Gesundheitsberufen vorzubereiten.

 

Die grössten Unterschiede zwischen der Schweiz und Frankreich zeigten sich schliesslich beim Thema Lebensende. Während der assistierte Suizid in der Schweiz bereits 1918 im Strafgesetzbuch thematisiert wurde, ging Frankreich diese Fragen zurückhaltend an, wie der Philosoph Pierre Le Coz und der Ex-Gesundheitsminister Jean-François Mattei ausführten. Erst seit 2016 erlaubt Frankreich die tiefe und kontinuierliche Sedierung, sofern das Lebensende nahe ist. Demgegenüber unterstrich die Bioethikerin Samia Hurst das grosse Vertrauen, das die Schweiz Individuen und Sterbehilfe­organisationen entgegenbringt. Zudem betonte sie die zentrale Rolle der SAMW mit ihren medizin-ethischen Richtlinien für Ärztinnen und Ärzte, die bereit sind, Suizidhilfe zu leisten.

 

Detaillierter Bericht auf der Webseite der Académie nationale de médecine (auf Französisch)

 

Erleben Sie den Austausch online per Video nach (auf Französisch)

KONTAKT

lic. phil. Valérie Clerc
Generalsekretärin
Tel. +41 31 306 92 71