Gesundheitliche Vorausplanung

SAMW » Ethik » Themen A–Z » Gesundheitliche Vorausplanung

Gesundheitliche Vorausplanung (GVP) stärkt die Selbstbestimmung in medizinischen Fragen, insbesondere im Hinblick auf Situationen der Urteilsunfähigkeit. Gesundheitlich vorausplanen soll für alle, die das möchten, möglich sein. Eine von der SAMW und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) geleitete nationale Arbeitsgruppe verfolgt das Ziel, GVP in der Schweiz weiter zu etablieren und im Alltag zu verankern.

Bei der Gesundheitlichen Vorausplanung (GVP) geht es darum, die eigenen Werte und Vorstellungen in Bezug auf die Behandlung und Betreuung bei Krankheit, Unfall oder Pflegebedürftigkeit zu reflektieren und, für den Fall der Urteilsunfähigkeit, für Drittpersonen greifbar festzuhalten, etwa mittels  Patientenverfügung. Gesundheitlich vorausplanen fördert die Selbstbestimmung und schafft Sicherheit – unabhängig von Alter und Gesundheitssituation.

 

GVP ist freiwillig. Sie soll aber für alle, die sich damit befassen möchten, zugänglich und verständlich sein. Im Postulatsbericht 18.3384 «Bessere Betreuung und Behandlung von Menschen am Lebensende» hat der Bundesrat Handlungsbedarf aufgezeigt. Patientenverfügungen sind oft gar nicht vorhanden, nicht auffindbar oder für Fachpersonen nicht anwendbar, weil die darin festgehaltenen Äusserungen in einer Notfallsituation nicht aussagekräftig sind. Zudem wird das Lebensende oft als akutes Ereignis behandelt – obwohl rund 70 Prozent der Todesfälle in der Schweiz zu erwarten sind und damit frühzeitig und vorausschauend vorbereitet werden könnten.

 

Um die Bekanntheit, Zugänglichkeit und Qualität der GVP zu stärken, haben das BAG, Sektion Nationale Gesundheitspolitik, und die SAMW im Auftrag des Bundesrates eine nationale Arbeitsgruppe «Gesundheitliche Vorausplanung» eingesetzt. Aufgabe der ständigen Arbeitsgruppe ist es, die Umsetzung der Massnahmen der GVP auf strategischer und inhaltlicher Ebene im gesamten Prozess zu steuern sowie inhaltliche Schwerpunkte zu setzen.

 

Roadmap mit 12 Empfehlungen

Seit 2021 hat die von BAG und SAMW geleitete Arbeitsgruppe den Handlungsbedarf analysiert. Ein Modell mit konkreten Empfehlungen stand vom 17. Mai 2022 bis 15. Juli 2022 in der öffentlichen Vernehmlassung. Unter Berücksichtigung der 170 eingegangenen Stellungnahmen publizierte die Arbeitsgruppe im März 2023 die «Roadmap für die Umsetzung der Gesundheitlichen Vorausplanung». Die Roadmap skizziert 12 Empfehlungen, die dazu beitragen sollen, dass GVP im (medizinischen) Alltag stärker verbreitet und verankert wird. Das Dokument ist in vier Sprachen verfügbar:

 

Ergänzungen zur Roadmap:

 

Hörenswert

Mit «spectra» informiert das BAG über Projekte, Programme und neue Trends in den Bereichen Gesundheitsförderung und Prävention. Der spectra-Podcast n° 25 ist dem Thema GVP gewidmet und lässt auch Valérie Clerc, Generalsekretärin der SAMW, zu Wort kommen.

 

Zum spectra-Podcast (auf Französisch)

 

 

Weiteres Vorgehen

Gestützt auf die Roadmap sollen die Empfehlungen schrittweise umgesetzt werden. Projekte und Arbeiten in Subgruppen mit entsprechender Expertise sind geplant, z. B. zu Einstiegsfragen zur GVP, im Bereich der Langzeitpflege und zum Dokument «Ärztliche Notfallanordnung». Die SAMW wird via Bulletin, Website und Newsletter über die Fortschritte berichten.

 

 

 

Zusammensetzung der Arbeitsgruppe

Prof. Dr. med. Miodrag Filipovic, SGI, Intensivmedizin, Präsident
Franziska Adam, Spitex Schweiz, Ambulante Pflege
Dr. med. Gabriela Bieri, SFGG, Geriatrie/Stationäre Langzeitpflege
Piero Catani, Dipl. Sozialarbeiter FH, SAGES
Prof. Dr. phil. Christine Clavien, Delegierte Netzwerk Romandie, Ethik
Prof. Dr. med. Monica Escher, palliative.ch
Nathalie Gerber, MPH, SRK, Beratungs- und Betroffenenorganisation
lic. iur. Debora Gianinazzi, Bundesamt für Justiz, Recht (bis Ende 2021)
Renate Gurtner Vontobel, MPH, palliative.ch
PD Dr. med. Dr. phil. Ulrich Hemmeter, SGAP, Alterspsychiatrie und -psychotherapie
Prof. em. Dr. med. Dr. phil. Paul Hoff, Zentrale Ethikkommission, SAMW, Ethik/Psychiatrie
Dr. med. Eva Kaiser, mfe, Hausarztmedizin (bis Ende 2023)
Isabelle Karzig-Roduner, RN, MAE, MScN, ACP-Swiss, Advance Care Planning
Prof. Dr. med. Dagmar Keller, SGNOR, Notfallmedizin
Claudia Kubli, ARTISET (Föderation der Branchenverbände CURAVIVA, INSOS und YOUVITA), Langzeitpflege und Betreuung (bis Ende April 2023)
Dr. med. Philipp Luchsinger, mfe, Hausarztmedizin (ab Herbst 2023)
Paola Massarotto, MNS, SGI, Intensivpflege (ab 1.9.2022)
Prof. Beat Reichlin, Konferenz für Kinder- und Erwachsenenschutz KOKES
Dr. phil. Reka Schweighoffer, CURAVIVA, Langzeitpflege und Betreuung (ab April 2023)
Dr. med. Jana Siroka, FMH, Innere Medizin und Intensivmedizin
Annina Spirig, Pro Senectute Schweiz, Beratungs- und Betroffenenorganisation
Michael Wehrli, SGI, Intensivpflege (bis 31.8.2022)
lic. iur. Judith Wyder, Bundesamt für Justiz, Recht (ab 2022)

 

lic. rer. soc. Silvia Marti Lavanchy, GDK (Gast)
Stefan Berger, H+ (Gast)
Simone Bertogg, LangzeitSchweiz (Gast, bis Mai 2022)
Dominique Elmer, LangzeitSchweiz (Gast, ab Juni 2022)

 

lic. theol., Dipl.-Biol. Sibylle Ackermann, SAMW (ex officio)
Dr. sc. med. Manya Hendriks, SAMW (ex officio)
lic. phil. I Flurina Näf, BAG (ex officio)
Dr. sc. med. Milenko Rakic, BAG (ex officio)
Dr. pharm. Salome von Greyerz, MAE, NDS MiG, BAG (ex officio)
lic. phil. I Lea von Wartburg, BAG (ex officio)

 

 

KONTAKT

Dr. Manya Hendriks
Projektverantwortliche Ethik
Tel. +41 31 306 92 77